DIE BUJUTSU-RYÛ

Early Beginnings and Later Developments Martial Arts as Competitive Sports

Die verschiedenen Kampfmethoden des Bujutsu wurden im Rahmen der traditionellen Schulen gelehrt. Ryûha besteht aus dem Schriftzeichen „Ryû„ (Strom, System) und „Ha„ (Zweig, Schule). Die Ryû wurden historisch unter zwei Aspekten betrachtet: nach dem Prinzip der Blutsverwandtschaft (Sei) und nach dem Prinzip der Berufsgemeinschaft (Dai). Im späteren Mittelalter gehörten die Ryû fast ausschließlich einem Samurai-Clan an, die es als ihr Eigentum betrachteten. Fast alle Ryû führen ihre Herkunft auf einen Gründungsvater zurück, der als Ideal in der Vergangenheit liegt und als solches im gegenwärtigen Sensei verehrt wird. Meist wird das technische System eines Ryû von einem esoterischen Kult begleitet, der entweder aus dem Tantra-Buddhismus, aus dem Shintôismus oder aus dem Zen stammt. So existierten die Ryû immer mit Sitz in einem Tempel oder zumindest in einer Halle, die für die Meditation hergerichtet war. Das heutige Dojo ist eine Ableitung aus dieser Tradition. Alle japanischen Ryû entwickelten sich im Strom esoterischer Traditionen. Selbst innerhalb eines Clans hatte nicht jeder Zutritt zu den Geheimnissen eines Ryû. Die Lehre des Gründers wurde in den meisten Familien auf Schriftrollen aufbewahrt, doch diese Anleitungen waren verschlüsselt, um sie vor Mißbrauch zu schützen. Die Geheimnisse des Ryû wurden nur von „Herz zu Herz„ weitergegeben. Der offizielle lebende Vorstand eines Ryû wurde Iemoto genannt. Doch das System, für das ein Iemoto verantwortlich war, ging weit über die bloßen Kampfkünste hinaus. Die hauptsächliche Absicht seiner Lehre war es, den Weg zu lehren und einem eingeengten Kreis von Schülern das „perfekte Verhalten„ in allen Lebenssituationen zu ermöglichen. Der Wert eines Ryû wurde  nicht selten an diesem Unternehmen gemessen. Daher bildeten sich zwischen Lehrer und Schüler besondere Beziehungen  da der Weg (Dô) nur innerhalb solcher Beziehungen lehrbar  war. Eine alte Regel aus jener Zeit sagt: „Die Schuldigkeit des Schülers gegenüber dem Lehrer ist größer als die Berge und tiefer als das Meer„. Der Schüler, der in den Kreis des Lehrers aufgenommen wurde, mußte von Anfang an eine strenge geistige Askese in Kauf nehmen, durch die er sich im Sinne des Budô geistig entwickeln konnte   Bedingt durch die Verbreitungsstrategie der Ryû setzten die Iemoto auch ihre besten Schüler (Shihan) als Erzieher und Kampfkunstlehrer ein. So bildete sich eine strenge Erziehungspyramide, die es möglich machte, daß manche Ryû Tausende von Schüler hatten. Doch das Jutsu  blieb immer im engen Kreis einer Eliteschicht der Schule und wurde in der unteren Pyramidenschicht nur zaghaft gelehrt. Die Aufnahme eines Neulings erfolgte unter schweren Bedingungen. Wenn der Neuling den Lehrer nicht persönlich kannte, mußte er von einem Sempai  empfohlen werden, der persönlich für ihn bürgte. Den Beweis, daß er einem Samurai-Geschlecht (Buke) oder einem Adelsgeschlecht (Kuge) entstammt, mußte er selbstverständlich erbringen. Dann wurde in einem Gespräch mit dem Meister geklärt, in welcher geistigen und körperlichen Stufe er einzuordnen war. War das Ergebnis  zufriedenstellend, mußte er mit seinem Blut die Lehrer/Schüler Regeln unterschreiben. Verfasser unbekannt

 



Zur Übersicht